Wenn wir in unseren Breiten Glück haben beschert uns der Winter einige Wochen kaltes Wetter, viel Eis und etwas Schnee. Deshalb anglerisch hinter dem Ofen hocken bleiben? Natürlich nicht, hinaus in die frische Luft und trotzdem oder gerade deshalb angeln gehen.
Eisbarsche
Wenn der Winter frostig ist und sicher betretbare Eisflächen entstehen, zieht es mich unaufhaltsam aufs Eis. Wer es mir gleichtun möchte, muss die Ausrüstung rechtzeitig vorbereiten bzw. besorgen, den kalten Zeitpunkt abpassen, viel „Eiszeit“ gibt es heutzutage ja meist nicht, und sobald es dann möglich ist auf dem Eis erscheinen.
Dass es kein Angeln für zittrige Frostbeulen ist sei gleich vorweg bemerkt.
Möglich heißt hier unbedingt auch sicher! Betretbares Eis beginnt ab einer Stärke von 10 cm bis 12 cm. Am sichersten ist schnell gewachsenes Kerneis, was nach mehreren Nächten mit Temperaturen unter -10°C entsteht.
Fließgewässer sind grundsätzlich tabu. Das Eis dort ist inhomogen und kann nicht eingeschätzt werden. Sinkt der Wasserstand unter der eisigen Oberfläche ist das nicht zu sehen. Oft gibt es an Fließgewässern Hohleis, dass bricht bei der geringsten Belastung, kreuzgefährlich da drunter zu geraten!
Großbarsche sind scheue, launische Gesellen, meiner Erfahrung nach lassen sie sich aber gerade vom Eis aus gezielt fangen.
Der harte, das Wasser nach oben hin abdichtende Panzer, bringt Stetigkeit mit sich.
Kein Wintersturm sorgt für plötzliche Kältestürze, kein „schwarzer Vogel“ taucht zwischen die Fische und belästigt sie, Fischer und Angler sind (fast) von der Bildfläche verschwunden.
Die Fische stehen oft in großen Schwärmen bei fast konstanten +4°C ruhig an ihren Winterplätzen.
Ruhe gibt es unterm Eis aber nur scheinbar. Wenn auch niedrige Temperaturen den Stoffwechsel herabsetzen, die alte Mär des Winterschlafs von Barsch, Zander, Hecht & Co. ist längst widerlegt.
Ein Fisch muss auch in der kalten Jahreszeit fressen, je größer der Körper, je höher der Erhaltungsbedarf. Eine gute Voraussetzung jetzt besonders gut den „dicken Dingern“ auf die Schuppen rücken zu können.
Schon nach wenigen Tagen Eisbedeckung weckt nagender Hunger die Raubinstinkte. Angeln an den Winterplätzen lautet dann die Devise. Solcher Orts schwimmen, oft dicht an dicht gedrängt, die Kleinfische …
… dicht auf deren Flossen ziehen Barsche, immer in Bereitschaft ein unaufmerksames oder krankes Fischlein zu schnappen.
An ein Gewässer zu fahren, um dort wild drauflos zu angeln, ist wie ein Gewinn im Lotto.
Der Barschangler muss sein Revier nahezu perfekt kennen. Fangplätze, vom Spinnangeln her sind diese meist bekannt, bilden unseren wichtigsten Ausgangspunkt. Gut sind bekannte unterseeische Strukturen. Berge, Gräben, Krautfelder, Hindernisse usw. Das sind Plätze, an denen die Aussichten auf Großbarsche am wahrscheinlichsten sind, dort beginnt unsere „Suche“.
Die Gewässertiefe spielt selten eine Rolle. Wir haben Dickbarsche zwischen 80 cm bis
10,00 m Wassertiefe gefangen und das oft in ein und demselben Gewässer.
Das Futter der Barsche und Strukturen zu lokalisieren war viel wichtiger als sich an möglichst großen Tiefen zu orientieren. Ausgangspunkt sind immer Plätze, an welchen Barsche gefangen wurden bevor der See zufror. Gut wenn man das weiß …
Ein Eisbohrer mit ca. 15 cm Durchmesser leistet gute Dienste. Die scharfen Klingen drehen schnell ein Loch ins Eis und schon kann der Angelplatz auf Barsche abgesucht werden. Eine normale Axt ist bis 30 cm Eisdicke brauchbar. Hackgeräusche stören die Stachelritter keinesfalls. Wir fingen oft direkt nach dem Schlagen eines Eislochs. Ich lege etwa drei bis fünf Löcher an, schöpfe mit einem Sieb das Brucheis heraus und beginne anschließend mit dem Angeln.
In den letzten 25 Jahren haben wir Verschiedenes ausprobiert, um „dicke Eisbarsche“ zu fangen. Würmer, Köderfische, winzige Pilker, Mormyschkas, Twister, kleine Gummifische, Rattler und Jigger waren am Start.
Als bisherige Köder-Favoriten für Winter-Großbarsche bewährten sich die 6 cm bis 8 cm Balance-Jigs von Nils Master sowie Jigger mit Rehhaarschwanz. In großen Tiefen fingen auch kompakte Kleinpilker gut. Kleine Rattler fangen auch manchmal Barsche, da hängt sich jedoch viel eher mal ein Hecht an.
Die fängigste Jig-Führung steht im krassen Widerspruch zur kalten Jahreszeit. Dazu wird der Balance-Jig bis zum Grund abgelassen, dann etwa 10 cm abgehoben. Nun beginnt ein heftiges, seitliches Pilken damit. Ja heftig, es ist tatsächlich so, ein paar Mal richtig durchholen die Rute.
Die Eisrute wird wechselnd in Rucken empor geschnellt und gesenkt. Der Jigger mit Flügeln bzw. Haaren am Heck dreht dadurch weiten Kreise unter dem Eisloch und hat einen ausladenden Aktionsradius.
So führt man am Anfang des „Barschsuchens“. Nach einigen der heftigen Bewegungen senkt man die Aggressivität, wird immer ruhiger bis hin zum völligen Stillstand des Köders. Jetzt tätigt man ab und zu ein leichtes Zupfen, der Köder wippt also fast auf der Stelle.
Einige Bisse erfolgen bereits in der aggressiven Phase, wenn der Köder heftig zuckend, große Runden unter dem Eis dreht.
Meist weckt das wilde Verhalten des Jigs nur die Neugierde der Gestreiften, sie belauern das Treiben bis zum richtigen Augenblick. Jener ist für den Barsch gekommen, wenn die vermeintliche Beute schwach ist, abtaumelt und nicht mehr kann. Nun kann vom Raubfisch mit wenig Aufwand und hoher Trefferquote zugefasst werden. Die meisten Fische beißen deshalb dann, wenn der Köder fast ruht bzw. aus der Ruhe wieder in langsame Bewegung übergeht. Der Reiz einer evtl. flüchtenden Beute führt fast immer zum Biss.
Ich wechsele ständig zwischen aggressiver und lahmer Köderführung. „Die Panik“ soll Barsche locken, die ruhigere Frequenzen sie an den Haken bringen.
Hat nach ca. fünf Minuten kein Perca zugefasst, wechselt man die Tiefe. Der Köder wird ca. einen Meter höher gekurbelt, dass Prozedere beginnt erneut.
In flachen Gewässern genügt ein Tiefenwechsel. Anders bei „Tiefseebarschen“, die können grundnah bis zu mehreren Metern darüber stehen. Hier heißt es ausprobieren, um die richtige Fangtiefe herauszufinden. Beißt nichts, wechsele ich nach einigen Minuten das Eisloch. Ein Platz, der keinen Fisch brachte, wird später erneut beangelt. Auch unter dem Eis gibt es Fresszeiten.
Besonders bei Schnee auf dem Eis stellen sich Barsche in die Nähe der hellen Punkte ein, als welche die Eislöcher unter Wasser erscheinen, und das „Heranrücken“ kann eine Weile dauern.
Dickbarsche sind ausdauernde Kämpfer. Ein Zweipfünder kann sich im Drill durchaus mit einem 60er Hecht messen. Ich fische deshalb, und auch wegen der scharfen Kanten am Eisloch, mit 0,20 mm bis 0,25 mm monofiler Schnur. Da Hechte ebenfalls Eisangelköder mögen, welche wir eigentlich den Barschen zudachten, fische ich vorsichtshalber mit einem dünnen Stahlvorfach (z.B. Flexonit).
Barschruten zum Eisangeln baue ich mir selbst aus „Bruch“. Zu beachten, keine kleinen Ringe verwenden, die frieren zu schnell zu.
Zarte Ruten sind zum Eisangeln auf die großen Quergestreiften nicht empfehlenswert, meine Meinung. Eine ehemalige Rutenspitze mit 20 g bis 60 g WG sollte es schon sein.
Kapitale Barsche ab zwei Pfund sind keine Massenfische. Wer einen bis zwei gute Fische fängt, darf zufrieden sein, mehr geht auch bei bester Gewässerkenntnis selten.
Wo solche beißen …
… sollte man(n) weiter ziehen …
… um diese letztendlich zu finden.
Alles Sonstige, was wichtig ist beim Eisangeln, hat SE-Beat schon sehr gut beschrieben, dazu bitte dort nachlesen:
http://www.fishing-for-men.de/showth...ight=Eisangeln
vBulletin-Systemmitteilung