Im Internet ist auf deutschen Seiten kaum etwas Wissenswertes über das neue 2015er Model der Slayerserie zu finden. Wenn man etwas erfahren möchte, muss man ins europäische Ausland oder gar gleich in die USA ausweichen, um Einsatzberichte oder Reviews darüber zu lesen. Ist es nicht so beliebt und verschwindet es im Schatten des 13ers ins Abseits? Schwer vorstellbar, denn:
Ich habe mir den Luxus erlaubt und mir beide, sowohl das 10er als auch das 13er zugelegt. Gut, das 13er kommt bei mir schon seit dem letzten Jahr zum Einsatz. Der eine Nachteil des 13ers war schon - im wahrsten Sinne des Wortes, schwerwiegend. Mit seinen 45kg Leergewicht zählt es nicht gerade zum Handgepäck. Also suchte ich noch ein Kajak „für zwischendurch - einmal eben kurz“. Da der E-Motor und das Zubehör bereits vorhanden waren, gönnte ich mir noch eines und bestellte mir somit das Slayer 10 Propel dazu. Nicht nur, dass die Lieferzeit von gerade einmal zwei Wochen extrem kurz war, ich konnte das Nesthäkchen der Slayerflotte „noch zum alten Preis“ ergattern, bevor der launische Dollarkurs auch die Preise in Deutschland zu meinem Ungunsten beeinflussen sollte. Das Minikajak wurde mir im Mai zum örtlichen Händler geliefert. Seither ist es ständig im Einsatz und wurde auch von mir gründlichst auf Herz und Nieren getestet. Bei dem nun mehr als drei Monaten andauernden Dauereinsatz fühle ich mich dazu im Stande, ein Urteil über das 10er gegenüber dem Slayer13 abgeben zu können.
Meinen E-Motor-Eigenbau vom Slayer13 kennt ihr wahrscheinlich schon. Ergo sollte dieser natürlich auch in das 10er passen. Da der Propelantrieb in beiden Slayern gleich ist, passt natürlich auch der E-Motor maßgeschneidert hinein. Nur die Steuereinheit musste ich „auf mobil“ umrüsten, was kein größeres Problem für einen Bastler darstellt. Bohren wollte ich diesmal nicht, es sollte ja mobil bleiben.
Slayer10 Propel
Als der Anruf meines Lieferanten kam, ließ ich auf meiner Arbeitsstelle alles stehen und liegen, eilte „schnurstracks“ zum Händler und siehe da: da liegt MEINS. BlueLagoon, die Farbe meines Vertrauens.
Nun im Ernst, ich wollte mal was anderes, als immer nur „grün“. Zudem ist es so, dass man das Grün auf dem See einfach nicht sieht. Wenn einem was passiert, ist man auf Sichtigkeit im Tarnmodus aufgeschmissen. Nach 50 Metern Distanz ist man auf dem See unsichtbar für alle. Was Sicherheit auf dem Wasser angeht: deutlich die schlechteste Farbe, die man wählen kann. Irgendeine Applikation - Cap, Jacke oder ein Fähnchen - sollte man am Kajak angebracht haben. Sicher ist sicher, denn nicht gesehen werden ist zwar schön, aber im Notfall doch verdammt unpraktisch. Genug der Sicherheit, muss letztlich jeder selbst entscheiden. Man kann nur Empfehlungen aussprechen: Safety first!
Also, erst einmal das kleine Blaue am Boden begutachten.
Erster Eindruck: Kurz, verdammt kurz.
Wenn man vier Meter gewöhnt ist, sind die drei Meter erheblich kurz. Die Frage stellt sich: Hat man überhaupt genug Platz auf dem Spielgerät? Trägt das Dingelchen mich überhaupt? Gut, so schwer bin ich jetzt nicht, aber Tackle, Ruten, Kistenkram: Wird das alles drauf passen? Das wird sich alles erst am Wasser herausstellen. Ich kann es kaum abwarten.
Hab ich schon erwähnt? Die Farbe ist mal rattenscharf. Die Bilder im Netz sind nichts im Vergleich zum Original. Hab mich sofort verliebt. BlueLagoon – merkt euch die Farbe – kommt echt gut rüber
Zurück zur Praxis. Das neue Spielzeug muss ans Wasser. Um dort hin zu kommen, muss mein neues Schätzchen aber erst einmal auf das Autodach. Mein freundlicher Händler bot mir an, es mit mir zusammen aufs Dach zu heben. Ich lehnte dankend ab, da ich mir erst einmal selbst ein Bild machen musste, wie das süße Dingens auf die Träger kommt. Den Griff gepackt und hochgezogen. Ich musste aufpassen, dass ich mir dabei das Kajak nicht ans Kinn wuchtete. Ich war das vom 13er Slayer so gewohnt. Ich meine: 45 vs. 25 Kilo?! Herrschaftskinder, ist das ein Unterschied, zwar bisschen unhandlich, aber leicht. Schnell war es über die Straße getragen, eine Hand unters Kajak, hoch gelupft, auf dem Kopf kurz zwischengeparkt und dann mühelos auf die Träger geschoben. WOW!!! Keine Minute Aufwand. Bin echt überwältig, was rund 20kg Unterschied ausmachen.
Auf dem Dach festgezurrt und nochmal einen Kontrollgang ums Auto gemacht. Da fiel mir erst der „fette Arsch“ des 10ers auf und vor allem anderen aber die Breite des Kajaks (so im Vergleich zu meinem Autodach).
Hoffentlich wird das kein Manko auf dem Wasser. Man sagt ja: „Länge läuft“ und die Breite eines Kajaks sagt zwar etwas über die Stabilität aus, verhindert aber auch Schnelligkeit und Agilität. Wir werden sehen. Was es braucht, ist Wasser. Also los! Mit Leichtigkeit überbrückt man ein paar Meter zum Ufer. Für weitere Strecken empfiehlt es sich natürlich, einen Transportwagen zu benutzen. Ich habe es glücklicherweise nicht weit und so kann ich das Kajak schnell unter den Arm spannen.
Dort natürlich schön aufgerüstet, damit man die Abmessungen beurteilen kann.
Das Körperteil, welches am Markantesten ist, bleibt der „Hintern“. Diese Form habe ich in dieser Art noch nicht gesehen.
Aber zur Auswirkung dergleichen komme ich später. In die Luke im Bug passen zwei kurze Barschruten hinein. Klasse für den Transport. Da wackelt auch nichts, denn so viel Platz haben sie nicht, um Hin- und Herrutschen zu können. Zwischen Kajakrumpf und Innenleben ist nur wenig Platz, reicht aber gerade, um die Ruten einzuführen. Somit perfekt für längere Tagestouren und das Verstauen von nichtgebrauchten Angelruten. Nur die Rutenringe dürfen nicht zu groß sein. Für Spinnruten würde es zu eng werden. BC-Ruten passen hingegen, wie dafür gemacht. Die Ablage im Heck kommt einem größer vor als im Slayer13. Wahrscheinlich deshalb, da sie völlig rechteckig ist und man jede Menge Boxen oder Taschen unterbringen kann. Ausreichend Platz würde ich jetzt mal sagen. Das integrierte Schienensystem kennt man bereits vom 13er Model. Hier hat sich, außer den Schienen unter dem Sitz, auf die verzichtet wurden, nichts geändert.
Sitzkomfort und „Innenraum“:
Ich zähle nicht gerade zu einem der größten Angler auf unserem Planeten. Also jetzt bezogen auf meine Körpergröße. 1,75m steht zu Buche. Habe meine Freunde ebenfalls Probefahren lassen, die etwas größer sind. 1,85 und auch 1,90 gehen gerade noch, was Sitzposition und Bewegung beim Treten betreffen. Auf dem Bild sieht man auch, dass noch jede Menge schwergewichtiges Tackle ins Kajak passt. Viel Luft nach oben. Klar bei einer Zuladung von über 200kg. Trotz des hohen Rumpfes wackelt da nix.
Bild mit einem meiner Freunde
Für mich „Kleinwüchsigen“ aber ideal. Das wirklich Gute an der Länge ist, dass man bequem an alle Stellen des Kajaks kommt, ohne sich groß verrenken zu müssen.
Bild mit einem meiner Freunde
Eindrücke der ersten Probefahrt:
Auf geht's jetzt aber!
Kaum tritt man in die Pedale, schon geht’s druckvoll vorwärts. Oha! - aufpassen, das Kajak reagiert sofort auf Lenkeinschlag. Habe ja, wie man auf dem „Arschbild“ sieht, das größere Ruderblatt montiert. Bei stehendem Kajak merkt man schon allein am Rudereinschlag eine Reaktion am Bug. Wenn das Ruderblatt links und rechts bewegt wird, schwimmt das Kajak bereits vorwärts. Also mit dieser Agilität hatte ich jetzt nicht gerechnet. Wenn man beide Slayer (10 und 13) miteinander vergleicht, hat man beim 10er das Gefühl, man dreht sich auf der Stelle. Ganz so ist es nicht, aber einen Wendekreis von zwei bis fünf Meter hat man schon. Kommt auf die Geschwindigkeit an, die man hat und ob man aus der Fahrt heraus einlenkt oder aus dem Stand. Denn der Antrieb schiebt ganz schön vorwärts, somit wird aus dem Stand der Wendekreis größer. Es macht richtig Spaß mit dem Slayer10 Kreise zu fahren, denn wendig ist es ungemein. Über das Fischen mit dem Vorwärts- und Rückwärtsantrieb brauche ich mich nicht auszulassen. Das ist ja der Grund, weshalb man sich einen Propelantrieb zulegt - Hände frei zum Angeln. Was ich aber bemängeln muss, ist, dass man bei drei Metern Länge auf den Geradeauslauf nicht geachtet hat. Den gibt es kaum bis gar nicht. Wahrscheinlich ist das aber auch der Grund für die gewonnene Agilität. Auch die Windanfälligkeit hat stark zugenommen. Man driftet sehr schnell und sehr stark ab. Zumindest im Vergleich zum 13er Slayer, das wie ein Anker auf der Wasseroberfläche steht - wahrscheinlich langen Kiels wegen, der beim 10er fehlt. Man kann nicht alles haben. Was bereits aufgefallen ist, war die Breite des Rumpfes. 90cm sind kein Pappenstiel, also 'ne Menge Holz. Da der Bug rech schnell breit wird, hemmt diese Bauweise die Schnelligkeit. 6km/h sind nicht viel, aber immer noch mehr, als man mit einem normalen E-Motor auf „normalen“ Booten erreicht. Zum Angeln sind 6km/h sowieso zu viel.
Viele, die sich entscheiden, ein Kajak zuzulegen, stellen immer die gleiche Frage: Kann ich auf dem Kajak stehen? Auf dem Slayer10 geht das auch. Wobei ich gestehen muss: Mir fehlt da vorne etwas - nicht nur optisch. Es ist ein wenig wackliger als das 13er Slayer. Geschuldet durch den fehlenden Kiel, der dem Slayer13 sowohl die Trägheit als auch die enorme Stabilität beschert. Aber wer will denn noch im Kajak stehen? Zumindest ein Großteil meiner Freunde, die das zu Beginn als absolutes Muss angegeben haben, sind teilweise noch nie in ihren Kajaks gestanden. Man muss es einfach nicht. Aber das findet man schnell selber heraus, was einem liegt. Nun folgt eine kleine Übersicht der Vor- und Nachteile des 10ers.
Vorteile
• Gewicht - 25kg sind ein Witz
• Wendigkeit auf dem Wasser
• Enorme Zuladung von über 200kg
• Viel Platz für Tackle, Zubehör und einen selbst
• Ladeluke in der Front, somit das Innere als trockenen Stauraum verfügbar und Ruteneinschub möglich
• bequeme Sitze und Sitzposition
• Aufstehen sehr leicht
• Das Schienensystem bietet flexible Anbringungen von Zubehör, ohne bohren zu müssen
• Transportabel, schnell aufs Autodach geschnallt
• Ideal für kleinere Seen
• Perfekt für kurze Trips; „Ich geh mal schnell angeln“
Nachteile
• windanfällig
• geringer Geradeauslauf
• Nicht sturmsicher, bei höherem Wellengang empfehle ich, nicht damit aufs Wasser zu gehen. Dafür ist es einfach zu kurz. Aber das ist ein persönliches Empfinden.
• Kein Schnellboot, Fließgewässer würde ich meiden.
Resümee
Das kleine Slayer ist perfekt für Kurz-mal-eben-schnell. Hier spielt es sein Stärke aus: Sein Gewicht. Es dauert keine drei Minuten inkl. Abschnallen der Gurte und ans Wasser Tragen. Das Fischen selbst ist ideal. Ob nun große 30cm Köder geworfen werden oder man mit Mikroködern unterwegs ist. Das Slayer 10 punktet in jeder Situation. Durch die gewonnene Agilität steht man immer richtig zum Spot und hat jederzeit die Hand an der Rute. Ich muss gestehen, ich bin froh, dass ich das Schätzchen meiner Flotte hinzugefügt habe. Möchte es nicht mehr missen.
Da ich in der glücklichen Lage bin, das Slayer13 ebenfalls mein Eigen nennen zu dürfen, kann ich die Nachteile des 10ers mit dem 13er kompensieren.
Vorteile des 13-ers
• enorme Stabilität, auch beim „Stehend Fischen“
• Windanfälligkeit gering
• Geschwindigkeit liegt bei 8km/h und mehr, je nach körperlicher Fitness
• guter Geradeauslauf
• hohe Wellen sind ein weitaus geringeres Problem. Man hat nicht das Gefühl „das Kajak packt das nicht“.
• tourentauglich
Ehrliche Einschätzung
Wenn mir jemand die Frage stellen würde…
Ich müsste mich jetzt für eines der beiden Kajaks entscheiden, kann ich das nicht.
Ich liebe das Slayer13. Wenn es mal im Wasser liegt, ist es einfach eine geniale Fischerei damit. Ob man mal kurz im Stehen fischen oder schnell den Spot wechseln möchte, etwas Cooleres gibt es kaum. Natürlich gibt es auch den Mirageantrieb des Hobie – auch cool, aber ich meinte einfach den Vergleich zum Paddeln. Wenn man drauf sitzt ist man EINS mit dem Ding und will nicht mehr runter. Da kann auch ein starker Wellengang nichts daran ändern.
Das Slayer10 ist einfach genial, wenn ich für ein oder zwei Stunden oder auch den Tag auf dem Wasser verbringen möchte. Nur zu windig darf es nicht sein. Mehr Kajak braucht kein Mensch.
Dennoch habe ich die Frage, wie würde ich mich entscheiden, nicht gänzlich beantwortet. Schätze, trotz seines enormen Gewichtes, würde ich mich doch eher für das Slayer13 entscheiden. Aber nur, weil es vielseitiger einsetzbar ist. Würde ich lediglich auf meinem Hausgewässer meine Kreise ziehen, wäre die Entscheidung wohl eher in Richtung Slayer10 gefallen.
Einen Passagier hatte ich bereits an Bord. Der Platz hat ihr wohl besonders gut gefallen. Wollte sich wohl nur ein wenig sonnen und aufwärmen.
Hoffe, euch mit meinem kleinen Bericht, das 10-er Slayer von Native Watercraft ein wenig näher gebracht zu haben. Wie ich schon sagte: Mehr Kajak auf kleineren Seen bis 90ha braucht kein Mensch!!
Euer Hans
vBulletin-Systemmitteilung