Nachdem mir bei einem Forellentrip diesen Frühjahr meine geliebte Evergreen Spinning gebrochen ist, machte ich mich auf die Suche nach einer neuen Rute, die mich von da ab am Bach und an kleinen Flüssen bei der Forellen- und Döbelpirsch begleiten soll. Eines stand für mich direkt fest, übermäßig teuer darf der neue Stock nicht sein. Bei der Kletterei über Stock und Stein und dem dichten Terrain am Wasser habe ich, nach dem Bruch meiner Alten, gelernt, dass hierbei Stürze oder riskante Aktionen (für das Material) durchaus vorkommen. Dennoch ist es mir wichtig, gute Qualität in den Händen zu halten und eine funktionelle, tolle Rute zu fischen, mit der ich schöne Stunden am Wasser verbringen kann.

Da ich an den meisten Gewässern auf kleine Softbaits zwischen 2“ (~5 cm) und 3“ (~7,5 cm)
setze, suchte ich nach einer Rute mit einer leichten Spitzenaktion. Darüber hinaus sollten
damit auch ab und an kleine Hardbaits (vor allem Minnows) attraktiv präsentierbar sein.
Wichtig war für mich ein sensibler Spitzenbereich kombiniert mit einem knackigen Rückgrat,
um auch größere Fische aus der Strömung und diversen Hindernissen raushalten zu können.
Um ein geringeres Transportmaß für dicht bewachsene Ufer oder kleine Autos zu erzielen,
sollte die Rute auf jeden Fall zweigeteilt sein. Das Gewicht der Rute sowie der Griff spielen
ebenfalls eine Rolle: leicht, Duplon und wenn möglich einkurzer Foregrip, da ich gerne mit
dem Zeigefinger am Blank fische.
Nach längerer Suche stieß ich bei Nippon Tackle auf ein recht neues Modell der
Rutenschmiede Tailwalk.
Die Tailwalk BackHoo RISE S632L
Länge (ft/m): 6'3'' / 1,91 m
Aktion/Taper: Fast
Wurfgewicht (oz/g): 1/32-1/4 Oz / 0,9-7g
Angegebene Schnurstärke: 3-6 lbs
Teilung: 2teilig
Transportlänge: 99,0 cm
Grifflänge mit Rollenhalter: 31,5 cm
Grifflänge ohne Rollenhalter: 26,0 cm
Beringung: FUJI KR-SiC Guides
Preis: 159,00 €


Rein von den angegebenen Daten eigentlich optimal: leicht, fast, geile Optik, zweiteilig und
mit ~160 € noch im Preisrahmen. Bedenken hatte ich, ob die Rute für den Bach vielleicht
nicht doch overpowered sei, da die Tailwalk BackHoos ja bekanntlich schon Bums haben. Nach kurzer Beratung mit Marco von Nippon Tackle lag das Ding dann im Einkaufswagen und war zwei Tage später bei mir.
Der erste Eindruck beim Probewedeln war positiv: weitestgehend sauber verarbeitet, Ringe
alle gerade, liegt gut in der Hand und der Blank entspricht von der Power absolut einer
L-Rute. So hab ich mir das vorgestellt! Das Design im edlen Carbon-Look
mit goldenen Parts und der kurze Foregrip sind sicher Geschmacksache, mir jedenfalls gefällt es. Der Griff ist mit 26 cm ab dem Rollenhalter im Vergleich zu klassischen Bachruten etwas länger, für den Gummieinsatz gut; bei einer typischen Hardbaitrute müsste dieser jedoch kürzer sein.

Mittlerweile hat mich die BackHoo RISE S632L schon einige Angeltage am Wasser begleitet.
Für mich ist die RISE eine Rute, die für das Fischen mit Softbaits prädestiniert ist. Durch die
leichte Spitzenaktion ist eine gute Kontrolle und eine attraktive, agile Köderführung möglich,
wobei man eine gute Rückmeldung (bei dehnungsarmer Schnur) hat. Rein wurftechnisch
sehe ich den Idealbereich für eine gute Aufladung der Rute zwischen 4 g und 7 g
Ködergesamtgewicht (Jig + Trailer). Damit kommt man auf jeden Fall gut auf Weiten, was an
kleineren Gewässern, wie ich sie befische, jedoch eine eher untergeordnete Rolle spielt.
Das Jiggen und Riggen von 2“ und 3“Gummis bei Jigköpfen / Gewichten zwischen 2 g und
5 g, ist in meinen Augen das Kerngebiet dieses Modells. Gerade die gängigen schlanken
Softbaits à la Flash J (Fish Arrow) oder Easy Shiner (Keitech) lassen sich außerordentlich
gut präsentieren. In besonderen Fällen neige ich dazu auch mal Minigummis in 3-5
cm an 2 g-Köpfen zu fischen, um zum Beispiel kleine Brutfische zu imitieren oder sehr
scheue Fische aus der Reserve zu locken. Das ist definitiv die Untergrenze der Rute,
da hier die Aufladung beim Wurf und die Köderkontrolle nachlassen. Nach oben hin sehe
ich bei 3“-Gummis und 5g-Köpfen die Obergrenze die weiche Spitze lässt sonst eine
zackige Köderpräsentation nicht mehr zu.

Da Softbaits nicht in jeder Situation am Bach von Vorteil sind und ich nicht vorhabe, mich mit
zwei Ruten durch das Gebüsch zu kämpfen, fische ich an der BackHoo RISE sogar Hardbaits,
auch wenn dies nicht ihr optimales Einsatzgebiet ist. Kleine Minnows und nicht zu
druckvolle Cranks in 4-7 cm Länge lassen sich dennoch ganz ordentlich fischen. Vom Illex
Tiny Fry in 50 mm (2,7 g) bis zum ZipBaits Rigge 70F (5 g) fische ich je nach Situation und
Strömung verschiedene Wobbler.
Jedoch schluckt die Spitze bei zu großen bzw. massigen Wobblern einiges an Aktion, die der
Angler dem Köder beim Twitchen mitgeben will, sodass die Köderpräsentation leidet. An
einem Gewässer im tiefsten Schwabenland hatten meine zwei Angelkumpels und ich einen
Tag, an dem die Bachforellen sich absolut nicht für Gummis interessierten und nur auf
aufblitzende Minnows bissen.
Auch da konnte ich dann mit entsprechend getwitchten Hardbaits an dem neuen Stock noch
einige Fische fangen. Also das kann man durchaus auch mit der BackHoo Rise, selbst wenn
sie dafür sicher nicht entwickelt wurde. Sehr gerne versuche ich ebenso kleine Spinnerbaits
wie die Areas (⅛ Oz = 3,5 g) von Lucky Craft am Bach, da man diese genial absinken lassen
kann, während diese am Abtrudeln sind.
Das geht mit der weichen Spitzensektion stromabwärts ganz gut, da diese die Vibrationen
etwas abpuffert und trotzdem eine gute Kontrolle über den Spinnerbait erlaubt. Gegen den
Strom ist der Wasserdruck jedoch zu stark, um eine sinnvolle Präsentation zu ermöglichen.

Für mich ist die sensible, weiche Spitze einer Rute mit leichter Spitzenaktion, wie bei der
BackHoo RISE S632L, gerade bei vorsichtigen, spitzen Bissen auch ein Vorteil, da man
wesentlich mehr Gefühl hat und meiner Meinung nach daher auch mehr Fische hakt.
Allerdings ist es wichtig, auch an kleinen Bächen und Flüssen Reserven in Form eines
knackigen Rückgrats zu haben, um auch kapitale Forellen oder eventuelle Beifänge im Drill
kontrollieren und von Hindernissen fern halten zu können.
Zu schwaches Gerät ist da schnell überfordert und es gibt schließlich nichts Ärgerlicheres,
als wenn ein richtiger Brocken einsteigt, der sich dann im Wurzelwerk verabschiedet, weil
man ihm keine Paroli bieten kann. Diese beiden Eigenschaften – sensibler Spitzenbereich
und ausreichend Rückgrat zu kombinieren war die grundlegende Voraussetzung für meine
neue Forellenrute. Diese erfüllt die BackHoo RISE für mich sehr gut, weshalb ich absolut
zufrieden bin.

Abschließend lässt sich sagen, dass die BackHoo RISE rein von der Haptik und Optik
definitiv teurer wirkt, als sie ist (vor allem wenn man sich die Herstellerpreise in Japan
anschaut). Von den Komponenten und der gesamten Komposition bekommt man auf jeden
Fall eine geile Rute zu einem angemessenen Preis. Meiner Meinung nach ist sie für die
Gummianwendung prädestiniert, egal ob auf Forelle am Bach oder auf Barsch am See. Für
mich jedenfalls ist sie die Rute für die Forellenpirsch, die ich gesucht und schließlich
gefunden habe. Und jetzt ab ans Wasser!

Tight Lines,
Jonas
vBulletin-Systemmitteilung